Etwas evolutionär offen lassen... | Jens Asthoff | |||||||
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Begriffe: | Würden sie in dieser provisorisch eingegrenzten Zone verbleiben oder, letztlich ja „freilaufend", den Kreis verlassen und damit auch den kontrollierten Rahmen einer „normalen" Betrachter- und Ausstellungssituation unterminieren? Und was geschieht über die immerhin hunderttägige Laufzeit der Ausstellung hin mit den Würmern, sterben sie ab oder verwandeln sie sich in Käfer, vielleicht in Motten? Werden sie zur Belästigung der Besucher und einer Gefahr für die übrigen Kunstwerke? Und was für eine Art Werk ist das überhaupt, das durch eigene Bestandteile – die kriechenden, fressenden Larven – in permanenter Umgestaltung und konstanter Deformierung begriffen ist? Wen angesichts dieser Arbeit Martin Waldes solche oder ähnliche Gedanken beschleichen, der ist bereits involviert, ganz unabhängig davon, ob das im Einzelnen nun Abwehr, Ekel, Sorge, sachliches Interesse, kindliche Faszination oder Heiterkeit, gar Schadenfreude erweckt. Das Werk verstrickt die Betrachter in ein subtiles, dabei ganz reelles Spiel um ästhetische, institutionelle und letztlich immer auch persönlich ausgeprägte Grenzsetzungen. Bei Walde geht es um die initiierte Wechselwirkung von Werk und Betrachter, und in diesem Sinne wurde auch Wormcomplex durch die verschiedenen Interventionen des Publikums und der Ausstellungsleitung interessant." (1) Wie stets gab der Künstler keine Regeln zum Umgang mit dem Werk vor. Allein durch die gesetzte Struktur rührte es an bestimmte Grenzen zu herkömmlichen institutionellen Praktiken beziehungsweise Rezeptionsmustern: „Durch das von mir geforderte unbegrenzte Territorium der Mehlwürmer ergab sich ein Problem", so Waide. „Die Würmer sollten ungehindert migrieren können. Da sie sich aber nach einem gewissen Zeitraum in fliegende Käfer verwandeln würden, über deren Gefräßigkeit keine Einigung erzielt werden konnte, entschloss sich die Ausstellungsleitung zum wöchentlichen Totalaustausch von Mehl und Würmern." (2) |
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Wormcomplex | S.1–3,6 | ||||||
Tie or Untie | S.2,5,6 | ||||||
The Key Spirit | S.3 | ||||||
Woobies | S.3 | ||||||
NOFF#1#2#3#4 | S.3,7–9 | ||||||
Handmates | S.4 | ||||||
Jelly Soap | S.4 | ||||||
Clips of Slips | S.4, 6 | ||||||
Der Regen hat eine angenehme Temperatur | |||||||
S.4 | |||||||
Woobie #2 | S.6 | ||||||
NOFF #4 | S.6–9 | ||||||
Enactments | S.6 | ||||||
Loosing Control | S.6 | ||||||
The Thin Red Line | S.7-9 | ||||||
Can you give me something? | S.7 | ||||||
The Tea Set | S.9–10 | ||||||
(1)Martin Walde, Wormcomplex, in: Martin Walde (Kat.), Nordhorn, 2004, S. 33. (2)ebd. |
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Eine solche Entscheidung ist in Wormcomplex nicht vorgesehen, aber auch nicht ausgeschlossen; sie stellt lediglich eine mögliche Antwort auf einen gewissen anarchischen Grundzug der Arbeit dar und wurde in der konkreten Situation zum Werkbestandteil. Zwar könnte es in anderen Ausstellungen anders laufen, doch als solche ist keine der Varianten besser oder schlechter, auch könnte es vielleicht weitere geben, auf die man eben erst in der konkreten Situation gestoßen wird. So oder anders macht das Werk einen bestimmten Umgang sichtbar, es bindet und es exponiert zugleich ein spezifisches Moment von Partizipation. Das funktioniert durchaus auf mehreren Ebenen zugleich. | |||||||
AutorInnen: | |||||||
Jens Asthoff | (Fortsetzung nächste Seite) |