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    Etwas evolutionär offen lassen... | Jens Asthoff  
   
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Bei Wormcomplex zum Beispiel ergab sich ein weiterer, überraschender Kommunikations- Effekt, zu dem sich Besucher und Tierpopulation quasi spielerisch verbündeten: „Tagsüber hinterließen die Besucher ihre Spuren im Mehl", so beschreibt Walde jene Form von Grenzüberschreitung zu der das Werk offenbar zahlreiche Betrachter gereizt hat: „Sie schrieben und zeichneten mit den Fingern, hinterließen Fußabdrücke und stellten sich sogar in den grünen Lichtkreis, um Ennnerungsfotos zu machen. Nachts durchpflügten die Würmer das Mehl und reparierten die Oberfläche, so dass morgens alle Spuren [...] verschwunden waren." (3) Das ist nur ein weiteres Beispiel für ein in Waldes Arbeit anhaltend verwendetes Motiv partizipatorisch hergestellten Gleichgewichts von Auflösung und Selbsterhalt einer Form. In anderer Weise trifft das ebenso zu, auf Arbeiten wie Tie or Untie (1999), The Key Spirit (1997), die verschiedenen Versionen der Woobies (1994/2002) oder Varianten von NOFF (siehe NOFF#1#2#3#4 ), um nur einige zu nennen. Form ist bei Walde niemals statisch, sondern wird als Grenzphänomen und unter Einbeziehung unterschiedlichster konkreter (institutioneller, imaginärer, emotionaler) Randbedingungen befragt, erprobt, vorgeführt, zur Disposition gestellt. „Wir sind viel zu sehr darauf festgelegt, Werke als geschlossene Identität zu sehen, als formal einheitlichen Stil zu akzeptieren", (4) sagt er und hält seinerseits die Grenzen fließend. So wenig seine Arbeiten einem formalen Regelkanon zu unterliegen scheinen, in unterschiedlichster Gestalt, verschiedensten Medien realisiert und über Kategorien von Stil kaum einheitlich zu beschreiben sind, kommen sie doch meist darin überein, dass sie nicht allein als blanke (Schau-)Objekte, sondern wie Transformer funktionieren. Sie sind in erster Linie Ausgangspunkte für Imaginations- und Handlungsfelder, semantische Zwischenzonen, die Walde ausdrücklich mit spezifischer Unschärfe als Formbestandteil ausstattet: „Mich interessiert die Möglichkeit, etwas evolutionär offen zu lassen, so dass ich jederzeit fähig bin, mich von einer Möglichkeit verführen zu lassen, die sich dadurch ergibt, dass jemand anderes auf die Arbeit reagiert. In einer Form, mit der ich lerne, eine Sache wieder anders zu begreifen und anzuschauen, [Ich] verstehe mich insofern eigentlich zunehmend als Teilnehmer, nicht als jemand, der das kontrollierend auf die Bühne bringt." (5)

 
Wormcomplex S.1–3,6  
Tie or Untie S.2,5,6  
The Key Spirit S.3  
Woobies S.3  
NOFF#1#2#3#4 S.3,7–9  
Handmates S.4  
Jelly Soap S.4  
Clips of Slips S.4, 6  
Der Regen hat eine angenehme Temperatur  
S.4  
Woobie #2 S.6  
NOFF #4 S.6–9  
Enactments S.6  
Loosing Control S.6  
The Thin Red Line S.7-9  
Can you give me something? S.7  
The Tea Set S.9–10  
   
   
   
   

(3)follow me to the rightebd.

(4)follow me to the rightMartin Walde. Offener Grenzverlauf, Interview, in: Martin Walde (Kat.), a.a.O., S. 68–71, S. 70.

(5)follow me to the rightInterview, a.a.O., S. 68.

   
   
   
 
 
 
In diesem Sinne haben Waldes Werke letztlich Aufführungscharakter, sind die Objekte so etwas wie „Tools", mit denen man agieren muss, um eine, genauer: um eine unweigerlich eigene, nicht für alle gleich gültige Erfahrung zu machen. Selbst Fotos oder Filme sind bei Walde vor allem Werkzeuge für Imagination. Ein solcher Aspekt von Gebrauch gehört  
 
 
AutorInnen:  
  Jens Asthoff first pageprior page Waldes Werken aber nicht bloß „konzeptionell" an – (Fortsetzung nächste Seite)follow me to the right next pagelast page