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    Etwas evolutionär offen lassen... | Jens Asthoff  
   
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gleichsam als sockelüberschreitende Umgangsform, wie sie etwa in Skulpturauffassungen eines Franz West oder, anders, auch eines Franz Erhard Walther entwickelt wurden. Walde lässt einen möglichen Umgang mit seinen Arbeiten in ganz anderer, polyvalenter, für einzelne Werke auch immer wieder neu formulierter und niemals bloß formaler Weise offen. Die Arbeiten nehmen den Gebrauchs- und Handlungsaspekt tatsächlich als konkreten Impuls, von Seiten seiner Unvorhersehbarkeit in sich auf, und indem sie sich dem anverwandeln, also daran auch wesentlich verändern, ausformulieren, machen sie etwas sichtbar, was anders nicht zu planen, nicht herzustellen wäre: Sie sind Erfindung, die an Kommunikation erst kondensiert. Walde selbst bezeichnet diese Art von Offenheit auch als performative Interaktion zwischen Betrachter und Werk. Die Arbeiten initiieren ein spezifisch formalisiertes, durchaus offenes „Gespräch" mit dem Publikum und unterlaufen auf originelle, oft auch raffinierte Art die eingefleischte Kunstgewohnheit des bloß passiven Betrachtens. In solchen Formalisierungen spitzt Walde die Werke zu und reduziert sie zugleich auf „latente Möglichkeiten des Dinges selbst", er „lädt sie mit Optionalität auf", (6) die dann vom Betrachter/Benutzer einzulösen, das heißt zu realisieren ist. Arbeiten wie die Handmates (1995) oder Jelly Soap (1997) zum Beispiel verweigern sich gezielt herkömmlichen Regeln und Erwartungen an Benutzbarkeit: Während etwa Seife beim Waschen normalerweise zwischen den Händen gerieben wird und daraufhin schäumt, zerfallt Jelly Soap bei solcher Behandlung in nutzlose Bröckchen. Auf die Lösung, den eigenartig zwischen fest und flüssig rangierenden Seifentypus in der Hand schmelzen zu lassen, kommt man kaum, und selbst bei besserem Wissen können sich laut Walde viele Benutzer nicht von solchen unbewusst eingespielten, alltäglichen Verhaltenscodes und -riten lösen. Walde führt hier auf Ebene des Haptischen in einen Widerspruch hinein, und aus erlebter Distanz blickt man verändert aufs Gewohnte zurück: „Ich finde es interessant", sagt er, „eine Struktur zu schaffen, durch die man auf etwas stößt, das einem fremd ist." (7) In solcher formgelenkter Abkehr von Vertrautem, die im Objekt-Handling ebenso steckt wie in den irritierenden Bildfolgen der Clips of Slips (2002) oder einer das Raumgefühl strukturierenden Arbeit wie Der Regen hat eine angenehme Temperatur (2003), schlägt Walde im Grunde so etwas wie eine Parallelwelt vor eine Welt, in der die Dinge anders zusammenhängen, anders funktionieren, neue Möglichkeiten bergen. Er bindet die Erfahrung solcher Parallelwelten ans konstituierende Moment der performative Interaktion, in der Werke für einen Betrachter/Benutzer erst zu etwas Bestimmtem (von

 
Wormcomplex S.1–3,6  
Tie or Untie S.2,5,6  
The Key Spirit S.3  
Woobies S.3  
NOFF#1#2#3#4 S.3,7–9  
Handmates S.4  
Jelly Soap S.4  
Clips of Slips S.4, 6  
Der Regen hat eine angenehme Temperatur  
S.4  
Woobie #2 S.6  
NOFF #4 S.6–9  
Enactments S.6  
Loosing Control S.6  
The Thin Red Line S.7-9  
Can you give me something? S.7  
The Tea Set S.9–10  
   
   
   
   

(6)follow me to the rightMartin Walde in einer E-Mail an den Autor, September 2005.

(7)follow me to the rightInterview, a.a.O., S. 71.

   
   
   
 
 
 
 
 
 
AutorInnen:  
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