Etwas evolutionär offen lassen... | Jens Asthoff | |||||||
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Begriffe: | Natürlich legt Walde in solchen „Proposais" Parameter fest, lässt aber letztlich doch die Frage offen, wie eine solche Setzung denn eigentlich ihren Werkcharakter bewähren kann. Und es kommt bei Reaktionen auf einzelne Arbeiten immer wieder zu Überraschungen, zu Interpretations- oder Verwendungsweisen, die Walde nicht vorhergesehen hatte und die die Bedeutung, manchmal auch die Form eines Werks ändern und weiterentwickelte Versionen inspirieren können. Oft spricht Walde in Begriffen von „Zwischenzustand", „Modell", „Prototyp", doch das in diesem Sinne Unfertige ist kein Mangel, sondern Aspekt einer Form. Es ist also durchaus „formuliert" und darin ausgerichtet auf Erprobung und Impuls – ganz so wie eine These, die erst durch Reibung an der Wirklichkeit komplett, das heißt in präzisierte Richtung gelenkt wird und daran Gestalt annimmt. |
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Wormcomplex | S.1–3,6 | ||||||
Tie or Untie | S.2,5,6 | ||||||
The Key Spirit | S.3 | ||||||
Woobies | S.3 | ||||||
NOFF#1#2#3#4 | S.3,7–9 | ||||||
Handmates | S.4 | ||||||
Jelly Soap | S.4 | ||||||
Clips of Slips | S.4, 6 | ||||||
Der Regen hat eine angenehme Temperatur | |||||||
S.4 | So wie man Erfahrung von Realität erst durch die Möglichkeit zur
Falsifikation macht, (8) sind „Fehler" beziehungsweise die Frage, wann
und unter welchen Voraussetzungen etwas überhaupt zum Fehler wird,
für Walde unbedingt von Interesse: Wird die Werkform interaktiv gedacht, stellt sich auch die Frage nach den Grenzen eines „richtigen", eines gerade noch oder womöglich schon meist mehr angemessenen Umgangs mit dem Werk. Wann ist es noch Kunst, an welchem Punkt schon Vandalismus? Wann ist ein solches Werk gelungen, wann vielleicht gescheitert? Und lassen sich Werke vorstellen, hei denen eine solche Grenze ununterscheidbar ineinander fließt? „Tatsächlich wurde es für mich irgendwann wichtig, [die Grenze von Gelingen und Scheitern] zu definieren", so Walde. „Ich fragte mich, was mir so belastete Worte wie ,Irrelevanz' oder ,Inkonsequenz' bedeuten. In dei Forderung nach Konsequenz steckt ja stets auch die Formalisierung des Scheiterns insofern eine konsequente Arbeit von Beginn an im implizieren muss, worin ihr potenzielles Scheitern bestünde." (9) |
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Woobie #2 | S.6 | ||||||
NOFF #4 | S.6–9 | ||||||
Enactments | S.6 | ||||||
Loosing Control | S.6 | ||||||
The Thin Red Line | S.7-9 | ||||||
Can you give me something? | S.7 | ||||||
The Tea Set | S.9–10 | ||||||
(8)Im Sinne von Karl Popper, Logik der Forschung, Wien, 1934. (9)Interview, a.a.O., S. 68. (10)ebd. |
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Im Kontext solcher Fragen entstand Tie or Untie (1999), und es stellt eine originelle, ziemlich amüsante Lösung dar. Das Werk ist zunächst nichts anderes als ein gigantischer Haufen Seile verschiedenster Farbe, Dicke und Länge, die Walde schlicht in den Ausstellungsraum kippen ließ, um sie von Besuchern nach Belieben verknoten, wieder auflösen, umschichten oder zerwühlen zu lassen. Alles war erlaubt. Ein mögliches „Misslingen" der Arbeit ging, so Walde, gegen Null, denn „sie ist unzerstörbar, es ist ganz egal, was man damit tut, sie bleibt immer was sie ist. Als Werk ist sie vielleicht am flexibelsten, am nachlässigsten – aber auch eines, auf das die Menschen am meisten reagieren." (10) | |||||||
AutorInnen: | |||||||
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