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    Etwas evolutionär offen lassen... | Jens Asthoff  
   
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Interessant wurde die Arbeit auch dadurch, dass Walde sie in verschiedenen, aufeinander
folgenden Ausstellungen zeigte beziehungsweise realisierte. Dafür ließ er nicht etwa immer wieder neue Seile auslegen, sondern präsentierte das voluminöse Wirrwarr in genau dem Bearbeitungszustand, den es in der jeweils vorausgehenden Ausstellung erfahren hatte. So schrieben sich aber neben individuellen auch regionale und kulturelle Differenzen ins Werk ein, die immer wieder zum Ausgangspunkt für Weiterbearbeitung wurden. Deshalb ist gerade Tie or Untie eines der Werke, das Walde gern reisen lässt: Bisher war es in Nordhorn, Innsbruck, Bonn, Wien, Madrid und zweimal in Tokio zu sehen. Die individuellen Spuren, die die Ausstellungsbesucher in den Seilen hinterlassen, sind kurzfristig sichtbar, verschwinden zum Teil wieder, lassen die Masse aber insgesamt immer wieder anders aussehen. [...] Trotzdem gibt es keine Zerstörung, sondern nur Veränderung", so Walde, „ein vages kollektiv es Gedächtnis, inzwischen unentwirrbar verknotet." (11)

 
Wormcomplex S.1–3,6  
Tie or Untie S.2,5,6  
The Key Spirit S.3  
Woobies S.3  
NOFF#1#2#3#4 S.3,7–9  
Handmates S.4  
Jelly Soap S.4  
Clips of Slips S.4, 6  
Der Regen hat eine angenehme Temperatur  
S.4  
Woobie #2 S.6  
NOFF #4 S.6–9  
Enactments S.6

Interessanterweise gelingt es Walde immer wieder, in oft simplen Setzungen mehrere Aspekte zugleich sichtbar zu machen, sie quasi zu überblenden. Bei Tie or Untie etwa geht es neben indiv iduell und regional unterschiedlich ausgeprägten „Handschriften" beim Knoten und Knüpfen auch um „die Uberwindung dieses Moments, dass Werke zu Opfern von Aggression werden." (12) Die Frage nach den Grenzen von Formerhalt und -auflösung, von Erschaffen, Benutzen und Zerstören bilden ein Kernmotiv in Waldes Arbeit, das, anders formalisiert, etwa auch in Wormcomplex, Woobie #2 (2003) oder NOFF #4 (2001) eine Rolle spielt - in all diesen Werken stehen Momente von Eingriff, Partizipation einerseits, Deformation und Zerstörung andererseits zur Disposition. Das überschneidet sieh teils mit einer weiteren Motivlinie, wenn Walde Partizipation und Materialhandling an die Konfrontation mit dem Obsessiven knüpft. Die psychogene Qualität bestimmter Materialien oder Situationen, die bei manchen Menschen zwanghaftes Handeln provoziert, ist ebenfalls ein zentrales Walde-Thema, das er auf verschiedene Weise aufgreift, ganz deutlich etwa in Tie or Untie und NOFF #4. Aber auch einzelne Episoden aus den Reihen Enactments oder Loosing Control (beide 1990 ff.), später zusammengefasst zu Clips of Slips, sind an obsessiven Momenten aufgehängt. „Da gibt es etwa dieses Mädchen im Bus, das ein Stück Styropor in der Hand hielt, an dem sie so herumknisperte. Hatte sie ein Teilchen davon gelöst, hielt sie es sich ans Ohr und ließ es dann in ihrer Tasche verschwinden. [...] Schon der Anblick eines Materials kann bei uns etwas anstimmen und obsessives

 
Loosing Control S.6  
The Thin Red Line S.7-9  
Can you give me something? S.7  
The Tea Set S.9–10  
   
   
   
   

(11)follow me to the rightMartin Walde, Tie or Untie, in: Martin Walde (Kat.), a.a.O.; S.41.

(12)follow me to the rightInterview, a.a.O., S. 68.

(13)follow me to the rightebd.

   
   
   
 
 
 
 
 
 
AutorInnen:  
  Jens Asthoff first pageprior page rituelles Verhalten in Gang setzen." (13) (Fortsetzung nächste Seite)follow me to the right next pagelast page