Offener Grenzverlauf | Martin Walde und Jens Asthoff | |||||||
Fortsetzung von Seite 9 | |||||||
Begriffe: | ... weil sie sich der üblichen Handhabung entziehen oder widersetzen? Da geht es offenbar doch wieder um internalisierte Regeln, um eingefleischte Normalität und gewohnte Abläufe, oder? |
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Der Duft der verblühenden Alpenrose | |||||||
S. 1 | |||||||
Enactments | S. 1, 2, 5, 7 | Ja, und insbesondere um Handgriffe. Viele Arbeiten, etwa Jelly Soap, funktionieren über einen versteckten, inhärenten Antrieb, einen Griff, der die Handhabung des Objekts verändert. Die Jelly Soap-Stücke zum Beispiel schmelzen in der Hand. Darauf muß man erst mal kommen, denn wenn man sie reibt wie Seife, fallen sie bloß in Bröckchen auseinander. Bei anderen Arbeiten, etwa den Handmates, taucht das in vergleichbarer Weise wieder auf: Wenn man die Objekte nicht in die Hand nimmt und dreht, erfährt man sie nicht. Die haben einen harten Innenteil. In dem eingefärbten Gel und der Silikonhaut steckt diese Eiform mit dem zusätzlichen Hügel. Als Kleinskulptur finde ich das sehr stimmig. Die meisten Leute haben spontan nur eine Handhabung wie Quetschen oder Drücken parat. Für mich steht die Arbeit sehr stark in einer asiatischen Tradition, da gibt es ja diese Handkugeln. Bei uns haben wir aber auch den Rosenkranz, mit dem das seriell funktioniert. Inzwischen kennt man hier eher diese Gesundheitsbälle, die man quetscht, was ja für die Hand eigentlich ganz schlecht ist. Handmates sind eine hybride kulturelle Angelegenheit. Man muß einen neuen Handgriff lernen, um sie in ihrer ganzen Form wahrzunehmen. |
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Loosing Control | S. 1, 2, 5–7 | ||||||
Wormcomplex | S. 2, 3, 5 | ||||||
The Invisible Line | S. 2, 5 | ||||||
The Big Perch | S. 2, 5 | ||||||
Tie or Untie | S. 3, 5 | ||||||
Green Gel | S. 3, 4 | ||||||
Shrinking Bottles / Melting Bottles | |||||||
S. 3 | |||||||
Jelly Soap | S. 3, 10 | ||||||
Handmates | S. 3, 10 | ||||||
The Tea Set | S. 3 | ||||||
Fridgerose | S. 3 | ||||||
Clips of Slips | S. 7 | ||||||
NOFF #1 | S. 8 | ||||||
NOFF #2 | S. 8 | Du meinst, daß man haptisch auf einen Widerspruch stößt, um dann umzudenken, und das Ergebnis auf eine körperliche Ebene übertragen, in Handlung überführen muß? | |||||
NOFF #3 | S. 8 | ||||||
NOFF #4 | S. 8 | Ja, meine Arbeiten haben oft handlungslenkenden Charakter. Ich finde es interessant, eine Struktur zu schaffen, durch die man auf etwas stößt, das einem fremd ist. | |||||
Siamese Shadow | S. 8 | ||||||
Concoctions | S. 9 | Arbeiten, deren Form keine bestimmte Lösungen vorgeben? | |||||
Liquid Dispenser | S. 9 | Nun, ich habe eine Vorstellung von einem Ding. Die Frage ist aber nicht: Wie lasse ich sie möglich werden, ohne das Objekt zu verändern. Ich gehe den anderen Weg, lasse die Vision nicht aus den Augen und bestücke das Ding mit so viel Offenheit, daß es theoretisch das Ziel erreichen kann, so als ob ich einen Impuls gebe, eine gewisse Energie. Aber erst dann kann ich schauen, wie weit das reicht. | |||||
Und dann kommt der Rezipient ins Spiel, der es auch verändern kann? | Der Text »Offener Grenzverlauf« von Martin | ||||||
Ja, der verändert es in Richtung auf die Vision. Das ist ja das interessante, daß ich das gar nicht leiste. Ich kann ja nur eine intuitive Vorstellung davon auf den Tisch legen. Und die muß so offen sein, damit sich daraus überhaupt ein evolutionärer Strang entwickeln kann. Ich habe die Dinge ja gemacht, damit sie laufen lernen. | Walde und Jens Asthoff erschien im | ||||||
AutorInnen: | Ausstellungskatalog »Martin Walde«, | ||||||
Jens Asthoff | Hg. Villa Arson, Nice und Städtische Galerie | ||||||
Martin Walde | Nordhorn, 2003. |