 |
Begriffe: |
Es ist nicht leicht, der eigenen Zeit voraus zu
sein. Erfinder fordern den Status quo heraus
und verschieben die Grenzen des überkommenen
Wissens. Ein schöpferischer Künstler, der in der
heutigen globalisierten Kunstwelt selbständig arbeitet,
sieht sich dem nahezu überwältigenden Druck pragmatischer
Interessen und des internationalen Markts
ausgesetzt. Das läuft oft auf die Rolle des Einzelkämpfers
hinaus. Und ironischerweise bedeutet es
auch, selbstlos für die künftigen Experten den Weg zu
ebnen, die von der früheren bahnbrechenden Arbeit
profitieren und so dem Zeitgeschmack womöglich
Appetitlicheres anzubieten haben. Trotz der hehren
Ziele der Postmoderne – Ahistorizität, Subjektivität,
Interdisziplinarität – stecken wir heute in einer Sackgasse,
in der Zeit eines zerfallenden International
Style der großen Moderne. Die sogenannte postmoderne
Theorie, die eine ganze Zeit lang vorherrschend
war, ist oft nicht praktisch ausgerichtet. Einfach
gesagt, Theorie und Praxis passen nicht zusammen,
und daraus resultiert eine der großen Krisen in der
heutigen Kunst.
|
|
 |
|
Viele Kritiker, Kuratoren und Künstler reagieren auf
diese Situation, indem sie Themen wie Schönheit
(dafür plädiert etwa Dave Hickey), die Ästhetik des
Unsichtbaren, die Wiederbelebung des Spektakels
aufbringen, oft in Verbindung mit geduldzehrenden
Performances (wie die von David Blaine in London)
oder mit Reality-TV. Dahinter verbirgt sich allerdings
ein überkommener Performance-Begriff, der Betrachter
zu völlig passiven Beobachtern degradiert. Ganz
zu schweigen von einer fast schon franchiseartigen
Entwicklung bei den Museen, allen voran das Guggenheim.
Durch all das wird die Angelegenheit weiter
verschlimmert, denn eigentlich sollte die Postmoderne
die Sache der Individualität und der schöpferischen
Einzelposition voranbringen als die einer geschichtlichen
Bedingtheit. Zeitgenössische Ausstellungen
und Kunstwerke stehen vor einer Herausforderung;
es bedarf neuer Ansätze, mit denen sich die vorherrschende
Standardisierung von Kunstwerken und auch
die der öffentlichen Wahrnehmung überwinden läßt. |