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ENGLISH TEXT VERSION Loslassen | Maia Damianovic
Fortsetzung von Seite 6
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Tatsächlich ist solche Einfachheit das Ergebnis einer ausgeklügelten, präzisen Ökonomie der Mittel. Jedes der Projekte, das der Künstler beginnt, ist sorgfältig durchdacht und bezieht oft die Kenntnisse einer ganzen Reihe von Fachleuten mit ein. Auch in diesem Sinne beruht Waldes Werk auf Zusammenarbeit und Einbeziehung der Meinungen vieler Einzelner. Die Wechselwirkung zwischen unterschiedlichen Individuen in Planung und Ausführung des Werks befördert auch eine neue Form von zeitgenössischem Existenzialismus. Das kann endlose Diskussionen mit Autoritäten bedeuten, Genehmigungen, regionale Vereinbarungen; ein Prozeß, der gleichzeitig eine wachsende Tendenz in der zeitgenössischen Kunst markiert, existentielle Themen aufzugreifen. Auf vielfältige Weise führt das Einbeziehen anderer in Waldes Projekten zu investigativen Erzählungen über ihre Identität.

Performative Interaktion S. 1, 2
Green Gel S. 2
The Invisible Line S. 4
Handmates S. 5
Tie or Untie S. 5
The Big Perch S. 5, 6
Loosing Control S. 7
   
   
   
    Ob provokant, verführerisch, unterhaltsam oder kurios – die Situationen, performativen Interaktionen und Events, die der Künstler präsentiert, verstärken ein eher erfahrungsbezogenes und weniger vermitteltes Verhältnis zu unterschiedlichen Lebensbereichen, indem sie die Aufmerksamkeit auf eine stärker intersubjektive Verknüpfung mit verschiedenen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten zurücklenken, weit entfernt vom Bild des Künstlers als Hauptfigur und der Einzigartigkeit des Egos als dem zentralen Vehikel schöpferischer Kommunikation. Vielleicht ist die fortlaufende Reihe von Arbeiten, die Walde insgesamt mit Loosing Control betitelt, diejenige, mit der er einer direkten Auseinandersetzung mit Realität am nächsten kommt. Bei keiner dieser Arbeiten handelt es sich um erfundene Aufzeichnungen, sie werden auch nicht inszeniert oder spielerisch in spektakuläre oder unterhaltsame Gags umgesetzt. Sie sind Ergebnis einer präzisen Beobachtung des Lebens. Besonders ergreifend ist eine Videoarbeit über Schizophrenie: Eine Projektion zeigt die ruckartigen Bewegungen eines Mannes, der durch ein stark belebtes Wiener Viertel läuft, dabei ständig Wörter ausstößt und in einer merkwürdigen Sprache spricht, die offenbar nur für ihn selbst verständlich ist. Der Audioteil des Videobandes ist tatsächlich die Aufzeichnung eines Mannes, den Walde auf der Straße gesehen hatte und dem er über einen Zeitraum von mehreren Tagen hinweg unbarmherzig gefolgt ist. Dann gibt es da noch den Mann, der nur mit einer Schürze bekleidet eine Berliner U-Bahn-Station betritt und anfängt, sehr sorgfältig
den Mittelgang zu fegen. Auf der Pariser Chatelet- Brücke richtet eine junge Frau ihren Rock, indem sie immer wieder daran herumnestelt. Ist sie einsam, wird sie die Brücke hinunterspringen, oder wird sie bloß weiter ihren Rock zurechtzupfen?
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