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Martin Walde. |
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DINGE — TAUSCHEN | Friederike Fast |
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— Fortsetzung von Seite 2 |
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Begriffe: |
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Sie
fordern ihn geradezu heraus, sie anzufassen, zu verformen und neu zu gestalten. Ein
industriell gefertigtes Produkt erlangt hier im Kunstkontext nicht nur einen neuen Funktions-zusammenhang, sondern spricht außerdem eine ganz neue Gefühlsebene
an. Der Basket-ball kann mit einfachen Handgriffen nach Anweisung des Künstlers in
eine Umhänge-tasche verwandelt werden. Und aus dem gelben Fimowürfel wird durch
eine einfache mechanische Bewegung des Armes ein skulpturales Objekt, das in seiner
Form jedoch ein Unikat (sogar mit individuellem Daumenabdruck) darstellt. Anstelle
einer Anweisung anti-zipiert die Videoprojektion an der Wand den Handlungsprozess
des Besuchers. Das Bild wird durch einen Zoomeffekt signalhaft vergrößert, bis
der überdimensionierte, verformte Fimowürfel nahezu die Gestalt eines Sitzmöbels
annimmt, das in seinen weichen Konturen und leuchtenden Farben an das Design der
1960er Jahre erinnert. |
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The Tea-Set |
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Seidenpapiermadonna |
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Haarbälle |
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Ball-Turn-Bag |
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Production Limits |
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PINO-INO |
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Für PINO-INO sammelte Walde Holzreste aus der Möbelproduktion.
Diese in ihrer Form einmaligen Stücke tragen je nach Größe unterschiedlich lange
Fragmente des Wortes ›Pinocchio‹. In einer Art Marktstand werden diese Stücke zum
Kauf angeboten. Der Besucher kann sie erwerben und zu einem ganz eigenen Möbelstück
weiterverarbeiten. In Anlehnung an den Erziehungsroman Pinocchios Abenteuer
von Carlo Collodi aus dem Jahr 1883 kokettiert die Arbeit mit der Idee, dass einem
einfachen Stück Holz – entgegen seiner ursprünglichen Bestimmung als Brennstoff für
den Ofen – Leben eingehaucht wird. Bis die Holzpuppe einen eigenen Charakter entwickelt
und sich in einen echten Jungen verwandelt durchläuft sie zahlreiche Abenteuer,
gefangen in dem permanenten Zweispalt zwischen freiheitlicher Kreativität und
begrenzender Norm. |
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In teilweise langjährigen Herstellungsprozessen (4) auf Basis zahlreicher Prototypen ent-wickelt Martin Walde diese parallele Dingwelt. Wenn er mit seinen Arbeiten die
viel-fältigen Bezüge zwischen Dingen und Personen aufzeigt, geht es ihm jedoch weniger
um eine Dingkritik, in der die Moderne oftmals als eine Epoche des Erkaltens der
Mensch-Ding-Beziehung aufgefasst wird. Das Unbehagen gegenüber der Dingkultur
in Martin Waldes Werk liegt vielmehr – leicht verschoben – in der veränderten Rolle,
die den sym-bolisch aufgeladenen Gegenständen darin zukommt. Sie verführen, bauen
individuelle Beziehungen zum Betrachter auf, entwickeln ein sympathisches Temperament
mit reichlich Identifikationspotential, stellen aber auch irritierende politische
und soziale Bezüge her. Ebenso wird der Charakter eines Kunstwerks, das sich für
gewöhnlich dem Gebrauchswert verweigert, in Waldes Werk hintertrieben. |
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AutorInnen: |
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Friederike Fast |
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(Fortsetzung nächste Seite) |
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