this text is available in German only | Etwas setzt sich fort. | Christine Heil | ||||||
...Fortsetzung von Seite 3 | |||||||
Begriffe: | Aber Kunst ist nicht Design. Und Design ist keine Kunst, auch keine Kunst, die sich nützlich macht. Beides sind zunächst einmal unterschiedliche Bezugsbereiche. Ebenso sind auch Praxen des Alltags nicht reibungslos in den Kontext der Kunst überführbar. |
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Waterpoint | S.1, 2, 3 | ||||||
Marcel Duchamp montierte 1913 ein Fahrrad-Rad auf einen Schemel. Ihn interessierte dabei weniger die Funktion der Fortbewegung als das optische Spiel der Speichen. Wenn man lange genug auf das sich drehende Rad blickt, scheint es rückwärts zu laufen. Ein Jahr später erstand Duchamp einen Flaschentrockner im Warenhaus und signierte ihn. Mit dieser künstlerischen Geste erfand er 1914 das Ready-Made. Die praktische Ent-t-Funktionalisierung eines massenhaft industriell hergestellten Gebrauchsgegenstandes gelang durch die Verschiebung in den Kontext der Kunst. Spätestens seit dieser Zeit haben reale Alltagsgegenstände Eingang in die Kunstwelt gefunden. Die künstlerische Arbeit erhielt eine neue Dimension, und der ästhetische Blick auf das Kunstobjekt wurde durch Aspekte der ursprünglichen Funktion und Alltagsverwendung von Gegenständen erweitert. | |||||||
Gedanklich stelle ich diesem ent- oder neu funktionalisierten Fahrrad- Rad ein modernes, technisch aufwändiges Mountainbike gegenüber. Hier wird anschaulich, in welchem Maße heutiges Design aus der Schnittmenge zwischen Produktion, Marketing und Gebrauch entsteht: Das Designprodukt entsteht erst mit der neuen Lebensraumnische des Fahrradfahrens in bergiger oder herausfordernder urbaner Umgebung. | |||||||
Um über die Qualität von Design nachzudenken, wird gerne ein Modell verwendet, das drei Funktionsweisen für Designprodukte unterscheidet: Die praktische Funktion eines Designs erfährt man durch die Benutzung, bei einem Mountainbike also beim Fahren in unwegsamem Gelände. Die ästhetische Funktion ergibt sich aus der Wahrnehmung der Gestaltungselemente Material, Oberfläche, Farbe und Form mit unseren unterschiedlichen Sinnen und aus dem, was wir sinnhaft mit einem Gegenstand verbinden. Die dritte, symbolische Funktion ist vielleicht die komplexeste Dimension eines Gegenstands: Dazu gehört der Stellenwert im persönlichen Alltag wie das Streben nach körperlicher Fitness oder die Suche nach Herausforderungen im Wettkampfbereich, wie auch das Prestige, ein solches Fahrrad zu besitzen. Damit beinhaltet die symbolische Funktion sowohl persönliche als auch soziale Dimensionen. Aber auch kulturelle Aspekte sind Teil der symbolischen Funktion, beispielsweise die Frage, wie die Kultur des Fahrradfahrens zu einer modernen, zeitgenössischen Form finden kann. Und zumeist sind diese Ebenen komplex miteinander verwoben. | |||||||
AutorInnen: | |||||||
Christine Heil | (Fortsetzung nächste Seite) |