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  this text is available in German only Etwas setzt sich fort. | Christine Heil
 
  ...Fortsetzung von Seite 7
 
Begriffe: Anders als bei Martin Walde ist der Ort der Inszenierung bei Wurm nicht festgelegt, er wird jedes Mal neu erfunden. Im situativ abweichenden Verhalten produziert das Konzept von Erwin Wurm, bestehend aus Alltagsdekonstruktion, körperlicher Präsenz und fotografischer Selbstdarstellung, offensichtlich Anschlüsse sowohl in Form von Schülerinnenhandlungen als auch von Fantasien Studierender. Zugleich werden die institutionellen Räume und die Selbstinszenierung in der Universitäts- und Schulöffentlichkeit für Akteurinnen wie für Zuschauende neu wahrnehmbar. Sie können in diesen mobilen und momentanen Inszenierungen als gestaltbar erlebt werden. Die Suche nach Möglichkeiten für abweichendes Verhalten macht Lernende zu Autorinnen im aktuellen sozialen und institutionellen Gefüge. Individuelle Spielräume werden erprobt und lassen sich ausweiten.
Waterpoint S.1, 2, 3
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    Daraus ziehe ich zwei Folgerungen. Zum einen hinsichtlich der Positionierung der Rezipierenden im Raum: Offensichtlich wird es den Schülerinnen bei ihren Aktionen möglich, das Sozialgefüge und die institutionelle Rahmung »Schule« spürbar werden zulassen. Sie positionieren sich im Raum und in den Handlungsgepflogenheiten von Schulöffentlichkeit, beispielsweise in der Pausenhalle, neu. Zugleich werden aber auch sie selbst in ihrer Auseinandersetzung mit Kunst sichtbar.
   
   
   
   
   
    In diesem Zusammenhang macht Nina Möntmann auf einen Wechsel in den Auffassungen von Lern- und Erkenntnisprozessen aufmerksam. Sie vergleicht die Veränderung der traditionellen Betrachterinnenrolle im Ausstellungsraum mit möglichen neuen Erkenntnisweisen. Die traditionelle Vorstellung von Erkenntnisgewinn ist ihrer Meinung nach mit dem überlieferten Modell von unbeteiligten Betrachterinnen im Ausstellungsraum verknüpft, denn, »daß eine rezipierende und potentiell lernende Perspektive nur aus einer stillgestellten Position heraus erfolgen kann, auf der man als Betrachter, und das ist der Punkt, selbst nicht betrachtet werden kann. [...] Das bewußte Aufgeben einer dermaßen erhabenen Position bedeutet damit auch ein anderes Verständnis von der Rezeption als eine partizipatorische Praxis anstelle einer kognitiven Erkenntnis.« (Möntmann 2002:108) Die Bedingung dafür, dass neue Formen der Erkenntnis entstehen, besteht demnach auch darin, dass sich die Betrachterinnen selbst >exponieren<. Sie positionieren sich im Feld, haben aber dadurch auch eine kontrollierende Instanz hinter sich, denn sie bleiben im Prozess der Rezeption und Auseinandersetzung sichtbar.
 
 
 
   
 
 
 
AutorInnen:
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