Das Museum als künstlerisches Labor | |||||||
und soziales Handlungsfeld | Roland Nachtigäller | |||||||
— Fortsetzung von Seite 3 | |||||||
Begriffe: | unter den Augen anderer Menschen und bisweilen sogar überwachender Kameras, in fremden Räumen an einem öffentlichen Ort, über dessen Hausrecht Andere verfügen und der dennoch als Gemeineigentum auch Teil der eigenen Lebenswelt ist. |
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Sleeping Beauty | |||||||
Key Spirit | |||||||
PINO-INO | Das Perfide dieser stetig neu definierten sozialen Versuchsanordnungen von Martin Walde ist aber, dass die dahinter steckende Haltung keine grundsätzliche Ablehnung auto-ritärer Maßnahmen bedeu tet, sondern dass lediglich die Verantwortung für die jeweiligen Entscheidungen vom Künstler an die übrigen Beteiligten übergeben wird. So beginnt die Schaffung einer ganz spezifischen Ausstellungs situation schon beim Museumsdirektor und seinen Kuratoren, die entscheiden müssen, welche Vorgaben sie den Ausstellungs-besuchern machen können oder müssen, ohne den künstlerischen Gesamtzusammen-hang zu unterminieren. Wie aber vermittelt man eine grundsätzlich offene Situation, die dennoch nicht jegliche denkbare Handlung dulden will? Hier stehen plötzlich Interna wie Instruktionen für das Aufsichtspersonal, individuelle Entscheidungskriterien, persönliche und vorgegebene Grenzen im Lichte der Öffentlichkeit. Und weiter: Was geschieht am Ende eines Ausstellungstages, nach einer Woche? Werden Konstellationen wieder in einen ur-sprünglichen Zustand, in eine neue Ordnung gebracht ? Wird also ›aufgeräumt‹ und umar-rangiert, werden Materialien hinzugefügt oder unliebsame Eingriffe rückgängig gemacht? |
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Heuhaufen | |||||||
Battle Angel | |||||||
Window Spitting | |||||||
Crazy Jane | |||||||
Bag-Turn-Brick | |||||||
Ball-Turn-Bag | |||||||
So entspannt sich rund um die Ausstellungen von Martin Walde immer auch ein kom-munikatives Feld, das als permanente Herausforderung aller Beteiligten zu sehen ist. Auf-fällig dabei ist, dass einerseits sowohl etablierte, gelernte und akzeptierte Autoritäten neu in Frage gestellt oder subtil unterwandert werden. Andererseits aber tritt an deren Stelle keinesfalls Regel- oder gar Zügellosigkeit, sondern vielmehr ein durchaus auch moral-ischer Appell an das eigene Verantwortungsbewusst sein, an eine Urteilsfähigkeit, die komplexe Situationen nicht egoistisch, sondern respektvoll und mit sozialer Perspektive bewertet und daraus individuelle Aktion ableitet. »Ich appelliere an den gesunden Spiel-trieb, ich spiele mit den Möglichkeiten der Verführung zur Selbstvergessenheit. Ich beob-achte auch die Menschen nicht, mich interessieren hauptsächlich die Veränderungen in der Choreografie, die zum Beispiel als strukturelle Veränderungen in den Arbeiten sichtbar werden,« beschreibt Martin Walde dies in einem persönlichen Kommentar. Es geht ihm also nicht darum, abstrakte, bühnenhafte Konstellationen für menschliche Interaktionen zu inszenieren, sondern er ist immer mit dem eigenen Werk, mit seinen Leidenschaften und Vorlieben involviert. Das bedeutet auch, dass beispielsweise die Zerstörung eines Werkes nicht allein ein kühl zu konstatierender Akt unangepassten... (Fortsetzung nächste Seite) | |||||||
AutorInnen: | |||||||
Roland Nachtigäller |