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ENGLISH TEXT VERSION Die Verführungskraft des Eigenartigen | Roland Nachtigäller
Fortsetzung von Seite 3
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Angenehm temperierter, warmer Regen das evoziert Urlaubserinnerungen, Melodien
wie „Singing in the Rain", Phantasien verliebter Ausgelassenheit und sorgloser Zeiten. Es liegt neben allem Beunruhigenden der Ausgangsszene auch eine Verführungskraft in diesem Satz, die an höchst individuelle Erinnerungen appelliert, eine Sehnsucht nach Leichtigkeit und Verlockung. Projekte wie die gleichnamige Nordhorner Installation ebenso wie etwa NOFF #4 oder Shrinking Bottles/Melting Bottles transportieren diese Poetisierung funktionaler oder alltäglicher Zusammenhänge über ihre Benutzbarkeit und ästhetische Anziehungskraft. Seien es die großzügig schwingenden Segelbahnen, die gleichzeitig architektonische Grundprinzipien der Raumbildung und -Organisation erfahrbar machen und unter, zwischen und in denen es sich auf das angenehmste stehen und miteinander ins Gespräch kommen läßt, seien es die üppig sich kräuselnden grünen Locken eines Industrieverpackungsbands oder auch die von Zeit zu Zeit effektvoll brechenden weißen Kanten am Rande des Stearin-Sees immer handelt es sich dabei um bildintensive Verrätselungen äußerst rationaler Zusammenhänge, die gerade über ihre inszenatorische Poesie zu ihrem aufklärerischen Kern leiten wollen.

Der Regen hat eine angenehme Temperatur  
S. 1, 3
Woobie #2 S. 2
Handmates S. 2
Sleeping Beauty S. 2
Switch S. 2
Tie or Untie S. 2
Can You Give Me Something? S. 2
NOFF #4 S. 2, 4
Enactments S. 2, 3
Loosing Control S. 3
Clips of Slips S. 3
Der Duft der verblühenden Alpenrose  
S. 3
Shrinking Bottles/ Melting Bottles  

Es ist bisweilen verblüffend zu erfahren, welche konkreten und durchaus wissenschaftlich fundierten Grundideen den verschiedenen Installationen Waldes zugrunde liegen. Was bei ihm von einer zum Teil herrliche Haken schlagenden Analyse gesellschaftlicher, physikalischer und organisatorischer Phänomene seinen Ausgang nimmt und in einer verführerisch anziehenden, manchmal auch rätselhaft schönen Installation mündet, nimmt in der Rezeption genau den umgekehrten Weg. In der Verrätselung der Welt, in der Schönheit des Absurden oder in der Leichtigkeit des partizipativen Spiels treten bei Walde komplexe Zusammenhänge und alltagspraktische Auseinandersetzungen zutage, die zunächst jedoch sinnlich, praktisch und ästhetisch erfahren und erst dann erkannt werden wollen.

S. 4
   
   
   
   
     
   
 
 
In den Installationen, Objekten und Zeichnungen von Martin Walde sind die Dinge erst einmal allein das, was sie sind: Sie verweisen auf nichts, sind weder Symbole noch unveränderliche Setzungen, sondern sie ruhen einfach in der ihnen eigenen Poesie aus Suggestionskraft und steter Veränderung. Da es keine verbindlichen Anweisungen für den Umgang mit ihnen gibt, besitzen seine Arbeiten auch keinen klar definierten Zustand – ihr Wesen liegt im Prozeßhaften der direkten Auseinandersetzung. Zugleich fokussiert Martin Walde in seinem vielgestaltigen Werk vorrangig Phänomene, die sich dem theoretischen
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