Martin Walde. | ||||||||
Die Lange Geschichte der Enactments | Annelie Pohlen | ||||||||
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Begriffe: | fotografierten Enactments noch weniger, ist die Textebene hier »besonders genau ausge-arbeitet.« Was nicht darüber hinwegtäuscht, dass sich zwischen den Referenzebenen, also zwischen Foto und Text, Unklarheiten und Beliebigkeiten einnisten, die er schließlich für die ab 1997 in L.C. / Enactments umbenannte Werkgruppe als Gesamtes akzeptiert. |
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Enactments | S. 1, 4, 7, 8, 10 | |||||||
First Scripts | S. 1, 3 | |||||||
White Running Shoes | S. 1, 4 | |||||||
Shoes | S. 1, 2 | Unter den First Scripts zählt Der Regen hat eine angenehme Temperatur (2002) zu den schönsten, vielleicht auch poetischsten Transformationen. Mit leiser Stimme richtet ein junges Mädchen diesen Satz in der Pariser U-Bahn immer und immer wieder an Personen, die wohl wie sie von der fraglichen Station zu einem anderen Ort streben. Die erste Person antwortet nicht. Das Mädchen wendet sich an eine andere Person und schickt eine Frage voraus: »Hören Sie mich ?« und dann wieder – wohl ohne abzuwarten – »Der Regen hat eine angenehme Temperatur.« In der äußerst sparsam skizzierten Szene findet sich der Text über den Regen dreimal in englischer und einmal in deutscher Sprache, die Frage nach dem Hören lediglich in englischer Sprache: »You hear me?« Anzunehmen ist, dass das Mädchen Französisch spricht und fragt »Vous m’entendez?«, womit sich trefflich spekulieren lässt, ob sie – falls sie denn eine Reaktion erwartet – gehört oder verstanden werden will. | ||||||
L.C. / Enactments | S. 3 | |||||||
Der Regen hat (...) Temperatur | S. 3, 10 | |||||||
L.C. / Loosing Control | S. 3, 8 | |||||||
Totaler Stillstand | S. 4 | |||||||
Don't Know | S. 4, 6, 8, 9 | |||||||
Putzen | S. 5 | |||||||
St. Germain | S. 5 | |||||||
On Ground | S. 6 | |||||||
Midnight | S. 6 | |||||||
Angry Man | S. 7 | |||||||
Psywom(an) | S. 7, 9 | |||||||
Drop Card | S. 7 | Für die Verwendung des Englischen verweist Walde auf seine in die Kindheit reichende Begeisterung für ›comix‹ und ›graphic novels‹ in englischer Sprache. Ihre Codierung von Text und Bild eignet er sich ganz selbstverständlich für seine Zwecke an. Dazu kommt die schlichte Tatsache, dass er 1995 bis 2003 fast durchgehend in den USA und in Frankreich lebte. |
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Memory Shots | S. 7 | |||||||
No Man (NOMAN) | S. 7, 8 | |||||||
Writing On Ground | S. 8 | |||||||
Yellow Line | S. 9 | |||||||
Up And Down | S. 9 | So schleichen sich in der fremden Sprache – mehr noch als in der vertrauten Mutter-sprache – all jene größeren und kleineren orthografischen und grammatikalischen »slips« ein, welche zwar wenig zur Aufhellung der Ereignisse beitragen, dafür umso mehr zur sinn-lichen Präsenz der Figuren oder Charaktere jenseits der Ordnungskategorien von richtig und falsch. Das hintersinnigste Beispiel findet schließlich seinen angemessenen Ort in dem bis 1997 ›gültigen‹ TitelL.C. / Loosing Control. Intendiert war »loosening control«, also »die Kontrolle lockern«. Tatsächlich taucht in Textprotokollen und Titeln mehrmals das nun vollends falsch geschriebene »loosing control« auf, das – gäbe es nicht ein ›o‹ zu viel – schließlich auf »Kontrollverlust« hinausliefe. Dass der Künstler nun eben diesen fehler-haften Titel über Jahre einsetzt, erweist sich als eine der tiefsinnigsten Varianten in diesem Pingpong des Richtigen im Falschen mit dem Falschen im Richtigen. | ||||||
Füsse | S. 9 | |||||||
Ribbon | S. 9 | |||||||
I'm The Voice | S. 9 | |||||||
AutorInnen: | ||||||||
Annelie Pohlen | (Fortsetzung nächste Seite) |