Martin Walde. | |||||||
Die Lange Geschichte der Enactments | Annelie Pohlen | |||||||
Seite 4 | |||||||
Begriffe: | Wo man geneigt war, zunächst vom Kontrollverlust der Akteure mangels psychischer Stab-ilität auszugehen, vernimmt man alsbald die tatsächlich intendierte Aufforderung an die allüberall nach Gewissheit strebende Gesellschaft, auf die Kontrolle von allem und jedem zu verzichten. Und da es in den Enactments nicht allein – oder zumindest nicht vorrangig – um das verwunderliche ›Was‹ der Geschehnisse und das ›Wie‹ ihrer Wahrnehmung geht, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Filter für die möglicherweise essentiellen Versch-iebungen zwischen dem ›Enactment‹ der ›agierenden‹ Personen und dem ›Enactment‹ der Wahrnehmungen in einem produktiven Dilemma zwischen Deutungsgier und Kontroll-verzicht. Ganz so wie mit Blick auf die Frau in White Running Shoes (1996), die nicht aus-steigt, obwohl sie wieder und wieder nach einer Adresse fragte : »At least she leaves us in doubt that she is going somewhere to enact something«. So erlangt wenigstens das Zweifelhafte eine Form von Gewissheit. |
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Enactments | S. 1, 4, 7, 8, 10 | ||||||
First Scripts | S. 1, 3 | ||||||
White Running Shoes | S. 1, 4 | ||||||
Shoes | S. 1, 2 | ||||||
L.C. / Enactments | S. 3 | ||||||
Der Regen hat (...) Temperatur | S. 3, 10 | ||||||
L.C. / Loosing Control | S. 3, 8 | ||||||
Totaler Stillstand | S. 4 | ||||||
Don't Know | S. 4, 6, 8, 9 | ||||||
Putzen | S. 5 | ||||||
St. Germain | S. 5 | ||||||
On Ground | S. 6 | Die lange Geschichte der Enactments ließe sich nach Handlungen sortieren, darunter solche, die ganz auf den überdeutlichen Aktionismus beim Apfelschneiden, Styroporpulen, Zählen konzentriert sind, oder solche, die Formen existentiellen Verhaltens an der Grenze zur vollständigen Tatenlosigkeit nahe legen, und wieder andere, die unablässige Wieder-holungen von Worten oder Sätzen – wenn auch am falschen Platz– ins Zentrum der Auf-merksamkeit rücken. |
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Midnight | S. 6 | ||||||
Angry Man | S. 7 | ||||||
Psywom(an) | S. 7, 9 | ||||||
Drop Card | S. 7 | ||||||
Memory Shots | S. 7 | ||||||
No Man (NOMAN) | S. 7, 8 | Allerdings unterscheiden sich die mehr oder minder im Loop verfangenen Bewegungen oder Texte essentiell kaum von jenen Enactments, die ausdrücklich auf die Wahrnehmung irritierender Formen von Stillstand konzentriert sind. Schon 1995 avanciert der Der Totale Stillstand zum Titel, wiewohl die am Gleisrand einer Straßenbahn skizzierte Frau mit Kopf-tuch in einer extrem dynamisch anmutenden Geste beide Arme nach oben wirft, ganz so, als wolle sie etwas beschwören. Dem Text ist zu entnehmen, dass die Zeit gemeint ist. In der ersten Niederschrift liest man es so »The time (»made« durchgestrichen) had a still-stand«. Dann folgt etwas später »everybody waited for life can (letzteres wieder durchge-strichen) go on«. Eingeleitet werden die ebenso flüchtigen wie sprachlich verwirrenden Niederschriften durch »Don't Know«. Eine jener Publikationen in kleinen Heften, wie sie für Waldes künstlerischen Formfindungsprozess symptomatisch sind, startet die nahezu be-ruhigte, schön geschriebene und gezeichnete ›Neuauflage‹ mit »weiß nicht«. Allerdings ist so manches aus der deutschen Fassung verschwunden, vor allem auch der ›everybody‹, so dass man schon gar nicht mehr recht weiß, was oder wen der totale Stillstand und das Warten darauf, dass das Leben weiter geht, derart in seinen Bann geschlagen hat. (>>>) |
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Writing On Ground | S. 8 | ||||||
Yellow Line | S. 9 | ||||||
Up And Down | S. 9 | ||||||
Füsse | S. 9 | ||||||
Ribbon | S. 9 | ||||||
I'm The Voice | S. 9 | ||||||
AutorInnen: | |||||||
Annelie Pohlen |