Martin Walde. | |||||||
Die Lange Geschichte der Enactments | Annelie Pohlen | |||||||
Seite 7 | |||||||
Begriffe: | Angry Man (1998) geistert als rot leuchtende Figurenschablone durch die Masse der Dem-onstranten.Psywoman (2005) bewegt sich in einem diffusen rosa Farbnebel. Im Textprot-okoll beschreibt Walde die Frau, die in der Mitte der Straße entgegen der Verkehrsrichtung geht, mit einer Eindringlichkeit, als gelte es, ihr sonderbares Verhalten zu begreifen. Sie trägt keine Schuhe, ihre Nägel sind knallrot lackiert. Ihr Blick ist abwesend. Die Hände hält sie etwas vom Körper entfernt, die Finger gespreizt, so als wollte sie ihre Fingernägel trocknen. Das macht aber in dieser Situation keinen Sinn. Sie trägt eine helle, naturweiße Hose, die Bluse ist zart rosa bis hautfarben. Die gespreizten Finger ertasten den Weg, während Autos links und rechts an ihr vorbeirasen. In der künstlerischen Transformation ist von diesem seltsam aufwühlenden Geschehen nichts geblieben als die Straßenmarkier-ungen einer vollends leeren Straße und die Umrisszeichnung einer Figur, die sich – in einem aus dem rosa T-Shirt gefilterten Farbnebel – der physischen Wirklichkeit entzieht. Die Figuren hingegen behaupten auf diese Art – ihr physisches Verschwinden aus einer Realität beschleunigend – für einen kurzen, ungreifbaren Moment umso intensiver eine ihnen eigene Präsenz. |
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Enactments | S. 1, 4, 7, 8, 10 | ||||||
First Scripts | S. 1, 3 | ||||||
White Running Shoes | S. 1, 4 | ||||||
Shoes | S. 1, 2 | ||||||
L.C. / Enactments | S. 3 | ||||||
Der Regen hat (...) Temperatur | S. 3, 10 | ||||||
L.C. / Loosing Control | S. 3, 8 | ||||||
Totaler Stillstand | S. 4 | ||||||
Don't Know | S. 4, 6, 8, 9 | ||||||
Putzen | S. 5 | ||||||
St. Germain | S. 5 | ||||||
On Ground | S. 6 | ||||||
Midnight | S. 6 | ||||||
Angry Man | S. 7 | ||||||
Psywom(an) | S. 7, 9 | In diesem Zusammenhang richtet sich die Aufmerksamkeit schließlich mit hintersin-niger
Konsequenz auf die schon vorhandenen und die bislang nur geplanten ›Animationen‹ von Enactments – wie beispielsweise Drop Card (2006). Was an Drop Card könnte für den alltäglichen Passanten von Interesse sein? Allenfalls der Verdacht, dass irgendjemand den Eingeschlafenen bestohlen hat. Waldes hier sehr kurzer Bericht insistiert geradezu auf dem seltsamen Zusammentreffen von potentieller Kontaktaufnahme und Schlaf, Bewegungslos-igkeit und Leere – die bewegungslos schwebende Hand mit der leeren Visitenkarte, die auf die leere Geldtasche fällt, als Walde vorbeigeht. Bislang hat Walde diesem Mann ›lediglich‹ in einer Folge von Einzeichnungen Präsenz verliehen. Mal ist das Trottoir als Fotodokument flächenfüllend, mal nur partiell erfasst. Mal ist die Figur ›nur‹ schwarz eingezeichnet, mal ist diese Einzeichnung weiß überblendet. Immer ist es die leere Brieftasche, die als fotograf- isches Beweisstück die Aufmerksamkeit auf sich zieht. |
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Drop Card | S. 7 | ||||||
Memory Shots | S. 7 | ||||||
No Man (NOMAN) | S. 7, 8 | ||||||
Writing On Ground | S. 8 | ||||||
Yellow Line | S. 9 | ||||||
Up And Down | S. 9 | ||||||
Füsse | S. 9 | ||||||
Ribbon | S. 9 | ||||||
I'm The Voice | S. 9 | ||||||
Zu den denkwürdigsten Versuchen, das Anwesende und Abwesende zu thematisieren, zählt No Man (1996). Es ist 6 Uhr morgens; über den nahezu menschenleeren Broadway irrt eine staksig lange Person auf Walde zu, schmeißt die Hände in die Höhe, seitwärts, kreischt, knickt ein und verschwindet. Walde, der diese Figur wie eine Krähe erlebt, unter-nimmt schließlich den Versuch, diese zu bannen. Nur dass er das Geschehen diesmal in einer Fotoserie nachstellt und selbst durch die fotografischen ›memory shots‹ stelzt. (>>>) |
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AutorInnen: | |||||||
Annelie Pohlen |