Der Duft der verblühenden Alpenrose und | |||||||
andere Essenzen im poetischen Labyrinth | Annelie Pohlen | |||||||
Begriffe: | Mittels eines Tricks beendet Theseus die Ohnmacht des Menschen im Labyrinth, weswegen der Mythos zum Bild für das klassische Ordnungs- und Erkenntnisprinzip der noch im Chaos überlegenen Ratio avancierte. Vom mythischen Bild ist der Wechsel zwischen verheißungsvollen Durchgängen und unerwarteten Sackgassen geblieben, verloren ist das Vertrauen in die Identität von Eingang und Ausgang, deretwegen sich die Macht über die Wirklichkeit mittels eines einzigen Fadens gewinnen ließ. Martin Walde rollt den Faden immer weiter auf und verknotet ihn in immer neuen Konstellationen. Von Bedeutung sind weder sein Anfang noch sein Ende, sondern seine Knoten und die Strecken zwischen diesen in einem andauernden Prozess von Wirklichkeitsprojektionen irgendwo zwischen der banalen Alltäglichkeit normierender Definitionen und der Sehnsucht nach einer lustvollen Existenz im „Reichtum der Differenzierung und der Heterogenität.[...] Schwer diese Welt zu kommunizieren, wenn das Lustvolle [...] vom Gegenüber nicht erlebt werden will."(1) Die Demontage rationaler Ordnungen wurzelt in der romantischen Poesie. Deren wie Waldes enge Verknüpfung poetischer und naturwissenschaftlicher Exkurse impliziert die „Logik" der nicht linearen Zeichen und Worte, die Revitalisierung von Bildern aus Wunderkammern, deren Energie sich der physischen Materie allenfalls als Echo oder Duftnote entlocken lässt. |
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Der Duft der verblühenden Alpenrose | |||||||
Enactments | |||||||
Worm Complex | |||||||
The Invisible Line | |||||||
Tie or Untie | |||||||
NOFF #1 | |||||||
NOFF #2 | |||||||
NOFF #3 | |||||||
NOFF #4 | |||||||
Can you give me something? | |||||||
The Thin Red Line | |||||||
Hallucigenia | |||||||
Green Gel | |||||||
Handmates | |||||||
Woobies | |||||||
The Tea-Set | Im Verzicht auf Kontrolle, „um nichts zu verstellen" (2), entfaltet sich eine
ebenso lustvoll wie verstörend vagabundierende Auseinandersetzung mit
den multiplen wie kontroversen Möglichkeiten der Wahrnehmung von
Wirklichkeit und Kunst jenseits der großen Definitionen. So inszeniert
Walde, in verführerischen wie ironischen Wendungen die „blaue Blume" von der ideologischen Instrumentalisierung durch die 1968er (3) befreiend,
in Der Duft der verblühenden Alpenrose die Überlegenheit der Obsession
über die banalen Verheißungen der alltäglichen Warenwelt. Eine grün
blinkende Lampe lädt die Besucher einzeln in einen kleinen Pavillon ein,
auf dessen Boden etwa hundert mit rosavioletter Flüssigkeit gefüllte
Flaschen verteilt sind. Eine Stimme aus dem Off berichtet vom obsessiven
Wünsch des Großvaters nach der Duftnote der verblühenden
Alpenrose. Um teilzuhaben an der langen Suche nach Erfüllung, gilt
es, unter all den Flaschen das einzige mit dem künstlich erzeugten Duft
gefüllte Exemplar zu finden. Ob nun die grüne Lampe einlädt oder die
rote Lampe nicht nur die Anwesenheit einer Person im Pavillon signalisiert, sondern vor der möglicherweise enttäuschten Hoffnung warnt, oder beide als das unablässig aufblitzende Licht obsessiver Sehnsüchte zu deuten sind, bleibt offen. Der |
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Loosing Control | |||||||
Melting Compactor | |||||||
Clips of Slips | |||||||
Rolling Worm | (1)Martin Walde im E-Mail anlasslich der Vorbereitung dieses Textes. (2)ebd. (3)„Färbt die blaue Blume rot" taucht als Slogan gegen die festgefahrenen, auch völkischen Deutungsmuster der Germanisten in der 1968er-Studentenbe\vegung in Berlin auf. |
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Der Regen hat eine angenehme Temperatur | |||||||
AutorInnen: | |||||||
Annelie Pohlen | |||||||
Weitere AutorInnen: | |||||||
Stephen J. Gould | Sprecherin ist die Sprache des Vortrags fremd. | (Fortsetzung nächste Seite) |