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    Gespräch mit Martin Walde | Sabine Schaschl | Martin Walde    
         
  Fortsetzung von Seite 5    
         
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Am Anfang steht der Impulsgeber, die Wand nämlich, sehr still im Raum. Es gibt ein paar herausgelöste Nischen in der makellosen Styroporwand, worin die transparenten Plastikbecher platziert sind gefüllt mit einzelnen, aus der Wand stammenden Styroporkügelchen. Die Plastikbecher gehören zum Wasserspender, der so an der Raumgrenze positioniert ist, dass unklar bleibt, ob er nun Teil der Ausstellung oder eine Serviceleistung des Hauses ist. Was sich hier als Anregung manifestiert, ist in Wirklichkeit ein Alptraum der Obsession: Die gesamte Wand in Kügelchen zu zerlegen und diese
in Plastikbecher abzufüllen - diese Aufforderung an die Besucher zu richten, ist eine Verführung zur Obsession. Aber die Chancen, dass jemand in der ursprünglich von mir intendierten Art vorgeht, stehen schlecht. Der erste Besucher, der handelnd in das Setting
eingreift, interpretiert den Wunsch um, indem er beispielsweise ein Loch in die Wand zu bohren beginnt, um zu herauszufinden was dahinter ist. Bald konnte ich sehen, dass gleich mehrere verschiedene Wunschformulierungen an diese Wand herangetragen wurden. Es entstand so etwas wie eine Atmosphäre des Obsessiven. Der Albtraum, die Bedrohung der
Ausweglosigkeit, war nur noch ein Hintergrundrauschen. Selbst wenn alles in sich zusammengebrochen und für das Auge Chaos entstanden wäre, bin ich überzeugt, dass sich stetig neue Wünsche in und aus dieser fast unendlichen Zahl von Kügelchen gebildet und manifestiert hätten.

 
Shrinking Bottles    
Melting Bottles    
Melting Compactor    
Self-Containing-Reservoir    
Waterpoint    
Global Tool    
Global Substance    
Green Frog Bath Soap    
Production Limits    
Froschquintett    
The Web    
Solaris    
Jelly Soap    
Window Spitting    
Key Spirit    
     
     
       
    SSfollow me to the rightUnd wie geht man um mit der Diskrepanz, partizipative Handlungen zu provozieren bzw. zu animieren und gleichzeitig doch Grenzen zu setzen?  
       
         
    MWfollow me to the rightIm Rahmen der Installation Jelly Soap im W139 (Amsterdam, 1998) ereignete sich beispielsweise folgende Situation: Auf einem endlos langen provisorischen Tisch mit integrierten Waschbecken lagen eine Menge Jelly Soaps, kreisrund in leckeren Farben,
transparent und mit einem matten Glimmer in verschiedenen Proto-Samples in Zellophan verpackt. Bei der Eröffnung verhielten sich die Leute vorsichtig und behutsam. Plötzlich stürmt ein Typ auf das Setting zu: „Hey, das funktioniert nicht. Niemand tut was." Er reißt eine Packung nach der anderen auf, nimmt die gelatine-weichen Plättchen heraus und verstreut sie rundum. Glücklich besieht er sein Werk. Die Verwüstung hat offensichtlich etwas für sich. Denn das Chaos hilft einigen Besuchern, ihre Hemmschwelle zu überwinden, sie nehmen die zerrissenen Plättchen und rubbeln daran herum. Als „Seife"
   
       
       
       
       
       
       
       
AutorInnen:      
Sabine Schaschl      
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