Alien Substance | Monika Wagner | |||||||
Fortsetzung von Seite 6 | |||||||
Begriffe: | ist das unheimliche, feindselige Gel in Blob der Farbsemantik des Kalten Kriegs ent-sprechend rotfarbig. Dass das belebte Material, das sich im Film – ähnlich wie das Gel in Waldes Zeichnungen – unentwegt ausbreitet und durch alle Ritzen dringt, um sich sogleich wieder zu einem Berg aufzubauen, als Gel konzipiert wurde, belegt seine Temperatur- empfindlichkeit: Um das feindliche Etwas immobil und damit unschädlich zu machen, muss es in der Arktis eingefroren werden. |
||||||
To Carry Around | |||||||
Tales of P.P. | |||||||
Production Limits | |||||||
Worm Complex | |||||||
Hallucigenia | |||||||
Green Gel | Auch in jüngeren Science-Fiction-Filmen wie Aliens bilden gallertartige Massen die Matrix für die Entstehung neuen, fremdartigen Lebens auf fernen Planeten. (18) Als »Alien Substance« hat Walde auf einer Zeichnung die »zähe schwimmende Masse« deklariert, die in unregelmäßigen Lachen auf einem Fluss treibt – »nicht emulgier-bar oder homo-genisierbar mit keiner bekannten Flüssigkeit oder Substanz mischbar«. Andere Arbeiten wie Concoctions aus dem Jahr 2001 zeigen blubbernde Substanzen in Behältern, wie sie zum Transport von »Problemflüssigkeiten« (19) eingesetzt werden. Stets geht es um die materiale Vergegenwärtigung imaginärer neuer Möglichkeitsformen, um das, was aus dem noch Ungestalteten entstehen könnte. Das Interesse an der Generierung neuen Lebens teilt Walde mit der Science-Fiction, auch wenn seine Arbeiten keine Horrorgeschichten erzählen, sondern generative und evolutionäre Potenziale zur Disposition stellen. Dies geschieht mit physischen Materialien der Gegenwart und mithilfe von Dimensionen, wie etwa der Temperatur oder der Taktilität, die noch vor wenigen Jahrzehnten in der bildenden Kunst keinen Ort hatten. |
||||||
Deadly Night Shade | |||||||
Handmates | |||||||
Alien Substance | |||||||
Concoctions | |||||||
Auch Künstler der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, allen voran Joseph Beuys, hatten äußerst temperaturempfindliche Materialien für ihre Werke genutzt, so z.B. Fett, das sich durch Körperwärme leicht umformen lässt. Fett als eigene Substanz des Körpers wie als Nahrungsmittel figurierte als Inbegriff des Lebendigen; doch operierten diese Materialien nicht im Rahmen eines biogenetischen Referenzfeldes. Das unterscheidet Waldes Materialauseinandersetzungen grundlegend von denjenigen der Künstler aus den 60er Jahren. |
|||||||
(18)Vgl. z. B. Alien 2 : Die Rückkehr, 1986, Regie: Sigoury Weaver. | |||||||
Der Text »Alien Substance« von Monika Wagner erschien im Ausstellungskatalog: Martin Walde - A Second Home for Schrödinger's Cat, hg. Neue Galerie Graz, ZKM Karlsruhe, Marta Herford, 2010. | |||||||
AutorInnen: | (19)Martin Walde in : a. a. O. Ausst.-Kat.: Martin Walde, Städtische Galerie Nordhorn, S. 84. |
||||||
Monika Wagner |