Handgriffe, Kopfgriffe. | Martin Walde | Peter Weibel | |||||||
Neue Positionen und Optionen der Skulptur | |||||||
Ein öffentliches Gespräch zwischen Martin Walde und Peter Weibel | |||||||
Begriffe: | PETER WEIBEL:Martin, was mich bei deiner Arbeit besonders interessiert, ist die Entwicklung eines Skulpturbegriffs, der sehr differenziert ist – v.a. in Bezug auf die verwendeten Materialen und auf die Vorstellung, was eigentlich Natur, Skulptur, Raum und Gegenstände sind. Seit Jahrzehnten ist hier ein Transformationsprozess zugange, der den Skulpturbegriff in Österreich am weitesten vorangetrieben hat in Richtung neuer Materialien, Prozesse und ein bisschen auch in Richtung bestimmter Handlungformen der skulpturalen Praxis. Gleichzeitig hast du auch inhaltlich den Skulpturbegriff weiter entwickelt. Darum ist meine erste Frage: Seit wann arbeitest du an Hallucigenia? |
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Hallucigenia | |||||||
The Reversal of Hallucigenia | |||||||
Hallucigenia Products | |||||||
To Carry Around | |||||||
Hallucigenia Products II / HAL Memory | |||||||
Battle Angel | |||||||
Crazy Jane | |||||||
Handmates | |||||||
Solaris | MARTIN WALDE:Hallucigenia ist mir schon 1987 in einem Buch über den Weg gelaufen; es ist im weitesten Sinne ein Glaubens- und Wissenschaftsphänomen. Hallucigenia war schon Anfang dieses Jahrhunderts Teil eines paläontologischen Fundes von Charles Walcott in Kanada. 1989 wurde Hallucigenia von Stephen J. Gould erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und taxiert wurde sie von Simon Conway Morris. Bei Hallucigenia handelt es sich um Abdrücke von Weichkörpertieren. Hier hatte man erstmals ein Tier mit Weichkörperteilen gefunden, das 570 Millionen Jahre alt ist, und bei dem man sehen konnte, wie die Weichteile beschaffen waren. Das hat die Vorstellung, wie eigentlich diese Wesen vor Millionen von Jahren ausgesehen haben könnten, voll- kommen verändert. Gould stellte mit dieser Entdeckung alle Theorien, auch die Evolutionstheorie, in Frage. Er hat den evolutionären Stammbaum auf den Kopf gestellt und dabei war Hallucigenia eines von seinen Wappentieren. Ich habe vielleicht sogar als erster Hallucigenia rekonstruiert, direkt nach dem Buch, und hatte Recht damit, in ihm ein modernes Einhorn der Wissenschaft oder unseres Zeitalters zu sehen. 1992 schließlich hat man Hallucigenia ganz einfach wieder auf den Kopf gedreht; Gould bezeichnete dies als »The Reversal of Hallucigenia«. Gleichzeitig griff man seine Theorie an und stellte sie ebenfalls auf den Kopf. Seit dieser Umkehrung 1992 entstand fast jedes Jahr ein neues Hallucigenia-Modell, bei dem sich jedes Mal wieder etwas veränderte; manchmal ist es vorwärts gelaufen, manchmal rückwärts, manchmal erinnerte es an einen Ameisenbär. Und ständig versuchte man, Modelle bereits existierender Lebewesen auf Hallucigenia anzuwenden. Damals gab es noch kein Internet. Als ich dann jedoch 1997 oder 1998 das erste Mal nach Hallucigenia im Internet suchte, konnte ich es gar nicht glauben, wie viel ich dort finden konnte. Der Name und das Wesen selbst faszinierten nicht nur mich, sondern offenbar auch viele andere Leute. (Fortsetzung nächste Seite) | ||||||
Bag-Turn-Brick | |||||||
The Swamp (Storyboard) | |||||||
Soft Floor | |||||||
Mud Hole | |||||||
Rolling Worm | |||||||
Ball-Turn-Bag | |||||||
Reservoir | |||||||
Reinventing the Obvious | |||||||
Production Limits | |||||||
Shrinking Bottles | |||||||
Melting Bottles | |||||||
Melting Compactor | |||||||
Self-Containing-Reservoir | |||||||
Hallucigenia and friends | |||||||
AutorInnen: | |||||||
Martin Walde | |||||||
Peter Weibel | |||||||
Weitere AutorInnen: | |||||||
Stephen J. Gould | |||||||
Simon Conway Morris |