 |
Begriffe: |
|
Hallucigenia Products entwickelten sich direkt aus dieser Hallucigenia-Fiktion. Das erste Hallucigenia-Produkt besaß eine Silikon-Form, eine ganz organische Form, die ich nach der Natur geformt habe. Um es zu konstruieren, musste ich das Material extrem dysfunktionalisieren. Es galt, das flüssige Silikon, das man normalerweise gießt, so fest werden zu lassen wie einen Teig und genau in den Erstarrungspunkt oder Härtungspunkt hineinzuarbeiten. Dies ist so etwas wie ein Dressurakt für das Material, den es eigentlich gar nicht leisten kann. Plötzlich hatte ich etwas in der Hand, das fest war und zugleich flexibel und das mir in seiner organischen Art selbst Spaß machte. Ich konnte es mitnehmen und nannte es daher To Carry Around. |
|
|
Bag-Turn-Brick |
|
PW:Ich versuche nun einzuordnen, was das von dir Gesagte im Kontext der Kunst bedeutet. Man hat hier interessanterweise ein Wesen, von dem wir wissen, dass es irgendwann einmal existierte, aber es könnte auch ein fiktives Wesen sein. Für uns ist wichtig – du hast es erwähnt –, dass es sich dabei um eine Abbildung handelt. Denn man hat nicht das Tier selbst gefunden, sondern gewissermaßen den Abguss des Tieres. Viele Lebewesen haben in der Paläobiologie nicht einfach nur aufgrund von Knochenfunden überlebt, sondern hauptsächlich durch ihre Abgüsse. Wir wissen aber auch, dass der Abguss ein wesentlicher Moment der Skulptur ist. Auf verdeckte Weise arbeitet der Bildhauer nicht bezogen auf die Erscheinungswelt der Gegenwart, sondern auf die Erscheinungswelt der Vergangenheit. Wir sind es gewohnt – und das ist für mich wichtig, dass wir uns das klar machen –, dass Bildhauer gerne Modelle von Katzen, von Hunden, von Kühen anfertigen, also das alte gute Haustier, das um uns herum lebt. Das ist nicht sehr einfallsreich, würde ich sagen. Im Großen und Ganzen sind es Haustiere wie z.B. Pferde, die sowieso jeden Tag um uns herumstehen. Es ist also schon eine Erweiterung des Skulpturbegriffs, dass jemand sich ein Tier sucht, das nicht mehr lebt und dessen Existenzform nicht gesichert ist. Du bist als Bildhauer tätig, aber hast diesen Begriff des ›Bildhauerlichen‹ sehr weit getrieben. Jetzt kommt das nächste: Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Bildhauer mit Stein oder mit Holz arbeiten. Du hingegen verwendest Silikon. Durch die Erweiterung der Materialeigenschaften, unterliegt das Produkt neuen Zwängen, was die Verarbeitung betrifft. D. h., du konntest nicht einfach eine Gipsform mit der Hand zusammenbasteln, sondern brauchtest für den Erstarrungspunkt zwei Komponenten, nämlich Silikon auf der einen Seite, was ja flüssig wäre, und einen Härter, der es zusammenhält. Das ist ein gefährlicher Akt.(Fortsetzung nächste Seite) |
|
