Martin Walde. | Peter Weiermair | |||||||
Begriffe: | Martin Walde ist nicht der Produzent »endgültiger« Werke. Er kennt auch nicht die traditionelle Hierarchie der Mittel, die vorsehen würde, daß man ein zukünftiges Werk beschrebt, es skizziert und dann ausführt. Es geht ihm um Themen, die er von unterschiedlichen medialen Seiten umkreist, einmal litararisch fixiert, dann in Zeichnungen und Bildgeschichten erforscht und in einer Reihe von möglichen Objekten vorschlägt. Er ist, hier trügt der Anschein, nicht der Erfinder, der Lösungen vorschlägt und diese patentieren läßt, sondern der visuelle Equilibrist, der sienen Akt ankündigt, ihn aber nicht immer audführt. Zur Ankündigung genügen die die Phantasie anregenden Parolen, Zeichnungen und Prototypen, die mehr versprechen als sie halten. Mit dem Erfinder, Forscher, kurz dem Wissenschaftler verbindet ihn dessen künstlerische Seite, die dieser gerne schamhaft verbirgt, Phantasie und Spekulation. |
||||||
Hallucigenia | |||||||
Melting Bottles | |||||||
Black Soap | |||||||
Die Tatsache, daß etwa die Seife derzeit im Mittelpunkt seines Interesses steht, hat wohl mit seiner ganz privaten Geschichte und Kindheit zu tun und einem dadurch möglichen intensiven Studium des faszinierenden Produkts. Aber auch andere Produkte, deren Zustandsveränderung ihn faszinieren, kommen vor, Wachs, Silikon, Watte oder Plastik, Schaum oder diverse Cremen. Mit ihnen als Protagonisten seiner physikalisch-chemischen Dressurakte will er das Unmögliche andenken, anzeichnen und realisieren. Texte, kurze konzeptuelle Statements rufen uns Vorstellungen ins Bewußtsein, Zeichnungen suggerieren Verwirklichungsphantasien, Objekte werden zu Protagonisten weiterer Transformationen. Das Zauberwort ist »Transformation«. Die Rekonstruktion der »Hallucigenia« eines archaischen Lebewesens, von dem wir nur das versteinerte Skelett kennen, ist in gleicher Weise Thema, wie die ökologische Zukunftslösung der einschmelzenden Wachsflaschen (Melting Bottles), schwarze Seife (Black Soap) , in der unterschiedliche Reinigungsmittel aufgehen, wäscht weiß, so wie Schaum kontruiert werden soll, der nicht in sich zusammenfällt. Das Unmögliche wird angedacht und dadurch Wirklichkeit, Wunder werden möglich, das Phantastische tritt ein. Die Welt wird unter anderen Prämissen neu gedacht. Begriffe wie Zerfall, Veränderung, Verschwinden, Abnehmen, Abwesenheit, Ausdehnung und Schrumpfung charaktierisieren diese Vorgänge, für die Geister und Phantome zuständig sind. Von diesen ist die Rede wie von Eigenschaften der Welt, die wir noch nicht kennen. Spätestens hier erkennen wir, nicht erst nachdem wir die Libelle im Studio sahen, daß Martin Walde nicht der »mad scientist« ist, sondern der Romantiker, in dessen Welt Bäume zu sprechen beginnen und Dinge belebt sind. | |||||||
Der Text von Peter Weiermair erschien im | |||||||
AutorInnen: | Ausstellungskatalog »Martin Walde« | ||||||
Peter Weiermair | der Wiener Secession, 1996 |